Junge Lachse in der Stepenitz besetzt – Ministerin Mittelstädt: Beitrag zur Erhaltung eines wahren Naturschatzes
- Erschienen amPotsdam/Klein Linde – Im Rahmen des „Wiederansiedlungsprojektes von Lachs und Meerforelle in Brandenburg“ hat der Landesanglerverband Brandenburg e.V. zusammen mit der Ministerin für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Hanka Mittelstädt heute am Montag, dem 14. April 2025 junge Lachse in der Stepenitz, der „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“, besetzt. Bei den Lachsen handelt es sich um so genannte Smolts, abwanderungsbereite Jungfische von 12 bis 15 Zentimeter Länge, die von dänischen Wildlachsen abstammen. Insgesamt werden 12.500 Fische ausgesetzt.
Die Ministerin griff persönlich zum Eimer, um die Fische an der Straßenbrücke in der Nähe der Ortslage Klein Linde, in die Stepenitz in die Freiheit zu entlassen. Dazu Hanka Mittelstädt:
„Das ist ein ganz tolles Projekt. Es war ein Erlebnis, auch selbst Hand anzulegen und die kleinen Fische in die Stepenitz zu entlassen, um wie meine Vorgänger das Wiederansiedlungsprojekt zu begleiten: Das ist sehr wichtig für die Stepenitz wie für die gesamte Region. Diese Flusslandschaft ist ein wahrer Naturschatz und diesen Naturschatz wollen wir dauerhaft erhalten. Das Wiederansiedlungsprojekt für Lachs und Meerforelle leistet dafür einen großen Beitrag, allen engagierten Helfern gilt unser Dank.“
Das Wiederansiedlungsprojekt für Lachs und Meerforelle läuft bereits seit 1998 und wurde vom Landesanglerverband Brandenburg e.V. (LAVB) gemeinsam mit dem Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow (IfB) ins Leben gerufen. Im Jahr 2013 kam als dritter Projektpartner der Fliegenfischerverein „Fario“ e.V. hinzu, der in Silmersdorf, Gemeinde Triglitz, ein eigenes Bruthaus betreibt. Das Projekt wird von Beginn an vom Ministerium für Landwirtschaft des Landes Brandenburg unterstützt. Die Unterstützung sei insofern wichtig, weil es einen langen Atem brauche, um das Projekt zum Erfolg zu führen, erklärt der Präsident des Landesanglerverbandes Günter Baaske:
„Langfristiges Ziel ist ein nachhaltiger, sich selbst reproduzierender Bestand, der nicht mehr auf unsere Unterstützung angewiesen ist. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.“
Hintergrund:
Der erste Lachsbesatz im Stepenitzsystem fand am 1. April 1999 statt. Seitdem helfen jedes Jahr im Frühjahr und Herbst Mitglieder regionaler Anglervereine beim Auflegen der Brut sowie beim Besatz von Lachs- und Meerforellenjungfischen. Die Besatzmaßnahmen erfolgen in Trägerschaft des LAVB mit technischer und personeller Unterstützung durch das Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow (IFB) und werden von der brandenburgischen Landesregierung aus der Fischereiabgabe gefördert. Darüber hinaus überwacht das IfB jedes Jahr von Anfang Oktober bis Ende Dezember die Rückkehr erwachsener, geschlechtsreifer Wanderfische. Dazu werden gezielte Befischungen unter Einsatz von Elektro-Fischfanggeräten durchgeführt. Die Mitarbeiter des IfB werden dabei regelmäßig vom Bruthauswart des AV „Fario“ und weiteren ehrenamtlichen Helfern aus den Reihen der Anglervereine unterstützt. Ergänzt wird die Datenerfassung durch den Einsatz einer videooptischen Monitoringstation am Perleberg Mühlenwehr.
Eine erfolgreiche natürliche Vermehrung von Lachsen und Meerforellen ist in der Stepenitz seit 2003 nachgewiesen, reicht aber bisher noch nicht aus, um den langfristigen Fortbestand der Populationen zu sichern. Aus diesem Grund sind Besatzmaßnahmen nach wie vor erforderlich, wobei in den letzten Jahren zunehmend Nachkommen von Stepenitz-Rückkehrern für den Besatz verwendet wurden. Möglich wurde dies durch den Bau einer Erbrütungs- und Aufzuchtanlage in Trägerschaft des Fliegenfischervereins „Fario“, der ebenfalls aus der Fischereiabgabe gefördert wurde.
Die beim Elektrofischen gefangenen Laichfische werden in die Aufzuchtanlage nach Silmersdorf gebracht und dort bis zur Laichreife gehältert. Nach dem „Abstreifen“, wie die Gewinnung der Geschlechtsprodukte in der Fachsprache genannt wird, kommen die Laichfische zurück in die Stepenitz. Bei der künstlichen Reproduktion der Lachse und Meerforellen sind die Verluste deutlich geringer als beim natürlichen Laichen, so dass pro Elternpaar eine wesentlich größere Zahl von Nachkommen überlebt. Damit werden Reproduktionsdefizite ausgeglichen und der langfristige Bestandsaufbau unterstützt. Seit 2013 wurden in der Aufzuchtanlage des AV „Fario“ jährlich bis zu 200.000 Stück Lachs- und Meerforellenbrütlinge und 10.000 halbjährige Satzfische erzeugt und dem LAVB für den Besatz der Stepenitz zur Verfügung gestellt.
Die Stepenitz in Brandenburg wurde am 13. Dezember 2023 vom gemeinsamen Beirat für Gewässerökologie des Deutschen Angelfischerverbandes e.V. (DAFV) und dem NaturFreunde Deutschlands e.V. (NFD) zur „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“ ernannt. Die beiden Verbände rufen alle zwei Jahre eine gemeinsame Flusslandschaft aus, um die Bevölkerung für die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse und der von ihnen durchflossenen Landschaften zu sensibilisieren. Die offizielle Proklamation erfolgte traditionell zum Weltwassertag im März 2024 in Perleberg.
Ansprechpartner:
Ulrich Thiel
Gewässerwirtschaft des Landesanglerverbandes Brandenburg e.V.
Telefon: 0179 5911104