Hochwasserschutzbilanz 2024 und Ausblick – Ministerin Mittelstädt: Dürfen beim Hochwasserschutz nicht nachlassen
- Erschienen amPotsdam – Im vergangenen Jahr wurde Brandenburg gleich von mehreren Hochwasserereignissen getroffen. Diese verdeutlichen, dass man trotz der klimabedingt vermehrt auftretenden Trockenphasen auch weiterhin den Hochwasserschutz voranbringen muss. 2024 wurden die Hochwasserschutzanlagen des Landes daher weiter ausgebaut, ertüchtigt und ergänzt. In diesem Jahr stehen weitere Vorhaben auf der Hochwasserschutzagenda des Brandenburger Umweltressorts.
Das Winterhochwasser 2023/2024 mit einer ersten Welle über Weihnachten und den Jahreswechsel sowie einer zweiten Welle im Februar 2024 erreichte die Richtwerte der Alarmstufe I bis II, betraf aber nahezu alle Flussgebiete in Brandenburg. Dies erforderte einen hohen personellen Einsatz, um die Hochwasserschutzeinrichtungen regelmäßig zu kontrollieren und mögliche Problemstellen rechtzeitig feststellen zu können. Im September führte eine besondere Wetterlage mit starken Regenfällen im südwestlichen Polen und Tschechien zu einem Hochwasser an der Oder mit Wasserständen bis in den Bereich der Alarmstufe 4. In den Landkreisen entlang der Oder waren die Katastrophenschutzbehörden zusammen mit vielen Helfern aktiv. Die Erhöhung der Hochwassersicherheit entlang der Oder seit 1997 hat sich bewährt und liegt auf einem sehr guten Niveau. Aufgetretene Schäden hielten sich in Grenzen, unter anderem weil Wühltierschäden durch rechtzeitige Entnahmen auf der Rechtsgrundlage der Brandenburgischen Biberverordnung geringgehalten werden konnten. Zusätzlich wurde bereits im Vorfeld des Hochwassers durch den Landesbetrieb Forst vorhandenes Totholz aus dem Vorland beräumt, um Schäden an den Hochwasserschutzanlagen sowie Verklausungen – also das Verschließen von Abflüssen durch Treibgut und Totholz – zu verhindern.
Hanka Mittelstädt, Ministerin für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz:
„Auch aufgrund des guten Sanierungsstandes der Deiche entlang der Oder ist Brandenburg mit einem blauen Auge davongekommen. Die Hochwasserereignisse des letzten Jahres bekräftigen aber auch, dass wir im Hochwasserschutz nicht nachlassen dürfen. Insgesamt haben wir für 2024 Mittel in Höhe von rund 26 Millionen Euro für Hochwasserschutzmaßnahmen investiert. Für 2025 sind Investitionen in ähnlicher Größenordnung geplant.“
Die Hauptdeiche an der Elbe im Raum Prignitz sind nahezu vollständig saniert. Dies entspricht etwa 99 Prozent der Deichlinie. Die Erhöhung auf den nach den großen Elbehochwassern neu abgestimmten Bemessungshochwasserstand von 7,99 Meter am Pegel Wittenberge konnte für vorrangige Abschnitte der Elbedeiche (etwa 28 Prozent der Deichlinie) umgesetzt werden. Bei Mühlberg an der Elbe sind etwa Dreiviertel der zu sanierenden Deichlinie verstärkt. An der Oder wurden die Hauptdeiche seit 1997 bereits zu 90 Prozent verstärkt.
Erreichte Meilensteine im Hochwasserschutz im Jahr 2024
- Elbe/Wentdorf (Prignitz): Im zweiten Quartal 2024 erfolgte der Baubeginn für die grundhafte Sanierung des Elbedeichs auf Höhe der Ortslage Wentdorf. In den Bau werden voraussichtlich 3,5 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Elbe/Mödlich (Prignitz): Im vierten Quartal 2024 wurde mit der Beseitigung von Standsicherheitsdefiziten am Elbedeich Deich-Kilometer 52,5 (Wilkens Brack) bei der Ortslage Mödlich durch Verbesserung der Entwässerungsfähigkeit des Deiches auf einer Länge von 100 Metern begonnen. Dafür werden voraussichtlich 1 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Elbe/Mühlberg (Elbe-Elster): Im dritten Quartal 2024 wurde die Verstärkung der Hochwasserschutzdeiche im Stadtgebiet Mühlberg abgeschlossen. Die Verstärkung erfolgte durch den Einbau einer Spundwand und die Sicherung der wasserseitigen Böschung mit Deckwerk auf 565 Metern zwischen Hafen und L67, sowie auf weiteren 650 Metern entlang der L67. Insgesamt wurden etwa 9 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Dosse/Kyritz: Im ersten Quartal 2024 wurde die Generalinstandsetzung der Talsperre Dossespeicher abgeschlossen. Die Instandsetzung betraf insbesondere das Drainagesystem des Dammkörpers und Straßenbauarbeiten. Dafür wurden 1,81 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln benötigt.
- Oder/Uckermark: Im vierten Quartal 2024 wurde der Rückbau der Kahnschleuse „Am Wrech“ und die Errichtung des neuen Dreifeldwehres für die künftige Bewirtschaftung des angrenzenden Poldersystems abgeschlossen. Hierfür wurden 7,14 Millionen Euro aus Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Schwarze Elster/Herzberg: Im vierten Quartal 2024 erfolgte die bauliche Fertigstellung des 1. und 4. Bauabschnitts des 1. Teilobjekts für die Hochwasserschutzanlagen in Herzberg. Die dafür benötigten 5,4 Millionen Euro stammen aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln. Die Abnahme der Leistungen wird Anfang 2025 erfolgen.
- Spree/Lübben: Entlang der Spree erfolgte im zweiten Quartal 2024 die Fertigstellung des Verteilerwehrs Schmogrow (Wehr VII in der Spree). Das vorhandene Wehr wurde durch einen modernen Ersatzneubau mit leistungsfähiger Steuerung und Fischaufstiegsanlage ersetzt. Das Bauwerk ist Bestandteil der zentralen Abflussaufteilung für die Spree und den Nordumfluter (dieser dient vor allem dem Hochwasserschutz für den inneren Oberspreewald). Für das Vorhaben wurden 6,7 Millionen Euro aus Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Lausitzer Neiße/Coschen: Im dritten Quartal 2024 erfolgte in Coschen an der Lausitzer Neiße die Fertigstellung des Ersatzneubaus der Brücke über das Buderoser Mühlenfließ zur Wiederherstellung des Deichverteidigungsweges der Lausitzer Neiße. Die Baukosten umfassten 0,72 Millionen Euro und wurden aus EU-, Bundes- und Landes-Mitteln finanziert.
Geplante Meilensteine im Hochwasserschutz 2025
- Elbe/Müggendorf (Prignitz): Die Fertigstellung der Deichbaumaßnahme zur Erhöhung des Hochwasserschutzes der Ortslage Müggendorf ist für Anfang 2025 geplant. Der Bau einer Hochwasserschutzwand, die den vorhandenen Deichkörper und die Straße einbindet, soll für einen besseren Schutz des Ortes Müggendorf und der gesamten Niederung bei Cumlosen sorgen. Das Projekt wird als Kombinationsmaßnahme mit dem Straßenbau durchgeführt. Es werden insgesamt rund 5,6 Millionen Euro (einschließlich Straßenbau) und etwa 4,4 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln für die Hochwasserschutzmaßnahme investiert.
- Elbe/Mödlich (Prignitz): Ebenfalls Anfang 2025 wird die Beseitigung von Standsicherheitsdefiziten am Elbedeich Deich-km 52,5 (Wilkens Brack) bei der Ortslage Mödlich fertiggestellt. Dafür werden voraussichtlich 1 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Elbe/Wentdorf (Prignitz): Mitte 2024 soll die grundhafte Sanierung des Elbedeichs auf Höhe der Ortslage Wentdorf fertiggestellt sein. In den Bau werden voraussichtlich 3,5 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
- Elbe/Bälow (Prignitz): Für Ende 2025 ist der Baubeginn für die Elbedeichverstärkung bei der Ortslage Bälow geplant. Hierfür werden voraussichtlich 1,2 Millionen Euro EU (ELER)- und Landesmitteln investiert.
- Schwarze Elster/Herzberg: Ebenfalls für Ende 2025 ist der Baubeginn der nächsten Bauabschnitte (BA 2 und 3) im ersten Teilobjekt für den Hochwasserschutz der Ortslage Herzberg geplant. Die Baukosten betragen voraussichtlich rund 4 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln.
- Lausitzer Neiße/Guben: Im ersten Quartal 2025 werden voraussichtlich die Bauarbeiten im 3. Teilobjekt des 2. Bauabschnitts zur Ertüchtigung der Hochwasserschutzwand und Errichtung eines Deichverteidigungsweges entlang der Lausitzer Neiße in Guben abgeschlossen. Hierfür werden Mittel in Höhe von ca. 2,3 Millionen Euro aus EU (ELER)-, Bundes (GAK)- und Landesmitteln investiert.
Neben den aktuellen Bauvorhaben befindet sich eine Vielzahl von Vorhaben in der Planung. Dies umfasst neben den reinen Deichbaumaßnahmen auch Planungen für Deichrückverlegungen wie beispielsweise entlang der Schwarzen Elster.
Für die Deichrückverlegung Zobersdorf südlich von Bad Liebenwerda kann in 2025 voraussichtlich mit der Ausführungsplanung begonnen werden.
Insgesamt wurden seit 1997 etwa 882 Millionen Euro in den Hochwasserschutz im Land Brandenburg investiert, darüber hinaus werden jährlich etwa 9 Millionen Euro für die Unterhaltung der Hochwasserschutzanlagen ausgegeben. Ein wichtiger Posten ist hierbei die Vorbeugung und Beseitigung von Wühltierschäden an Deichen und Gewässern 1. Ordnung. Die Zunahme und Verbreitung der Tiere führt zu gehäuften Schäden an Deichen und Uferböschungen von Gewässern. Jährlich werden im Durchschnitt etwa 1,8 Millionen Euro für die Prävention und Beseitigung von Wühltierschäden investiert. Zusätzlich wird beim Neubau oder der Sanierung von Deichen die Notwendigkeit des Einbaus eines Biberschutzgitters geprüft. Zur Vermeidung von Schäden ist aber auch die Entnahme von Bisam und Nutria an Deichen und anderen wasserwirtschaftlichen Anlagen weiterhin erforderlich.
Laut der Streckenstatistik der obersten Jagdbehörde wurden im Jagdjahr 2023/2024 256 Bisam und 4821 Nutria entnommen.