Wiederbelebung typischer Waldwirtschaft im Spreewald
- Erschienen amDer Forstbetrieb Lübben und das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald gehen einen gemeinsamen Weg bei der zukunftsfähigen Belebung einer inzwischen historischen Waldbewirtschaftungsform. Es geht um die bisher für den Spreewald typischen und bei Touristen beliebten, hallenartigen Waldbestände aus Rot-Erle.
Dazu erklärt Umweltministerin Hanka Mittelstädt:
„Mit diesem Projekt wollen wir die historische Bewirtschaftungsform des Spreewaldes auch für die heutigen und künftigen Besucher des Spreewaldes erlebbar machen. Wir folgen damit auch dem verbreiteten Wunsch der Bewohner der Spreewaldregion, die Tradition der sogenannten Rabattenwälder zu erhalten. Mit einem angepassten Konzept versuchen wir dabei den Ansprüchen des nachhaltigen Naturschutzes gerecht zu werden.“
Bis vor 35 Jahren wurde eine sehr intensive Waldwirtschaft mit der Rot-Erle betrieben, welche regelmäßig mit Kahlschlägen und starker Bodenbearbeitung verbunden war. Diese Wirtschaftsweise gilt heute in Naturschutz- und Forstkreisen als nicht mehr zeitgemäß, da sie einen starken Eingriff in das Ökosystem darstellt und noch dazu sehr kostenintensiv ist. Mit modernen und an die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse angepassten Methoden ist es jedoch das Ziel, den für den Spreewald typischen Erlen-Hochwald für die Zukunft zu entwickeln. Die mittelfristige Planung des Forstbetriebes und die Naturschutzplanung des Biosphärenreservates wurden dazu gemeinsam abgestimmt.
Auf Landeswaldflächen sollen auf ausgewählten Nassstandorten diese sogenannten „Erlen-Hochwälder“ mit naturschutzgerecht schonender Bodenbearbeitung erhalten werden. Es folgen die Pflanzung auf angelegten Erdhügeln und die Einbringung sowie der Schutz von Mischbaumarten.
Ein Beispiel für die historische Erlenbewirtschaftung ist im Landeswaldrevier Schützenhaus, Waldgebiet Schützenhaus, Abt. 1117 b4, auf einer zwei Hektar großen Freifläche in Vorbereitung. 2.000 Erdhügel sollen angelegt und bepflanzt werden. Günstiger Nebeneffekt: Auf einzelnen Pflanzhügeln sind die Bäume weniger durch Biber-Fraß gefährdet als auf den früheren Längs-Rabatten.
Auch laut FFH-Managementplanung ist ein solches Vorgehen möglich, weitere naturschutzrechtliche Genehmigungserfordernisse bestehen zurzeit nicht.
Hintergrund
Diese Wirtschaftsweise entstand erst um 1850, nachdem die Holznutzungsrechte für jedermann im Zuge der Separation mit Land abgefunden wurden. Bis dahin wurde im Spreewald die Erle in einem 30- bis 40-jährigen Umtrieb bewirtschaftet, vielerorts fand aber auch eine regellose Nutzung (Plünderung) statt. Ziel war es, vor allem Brennholz zu gewinnen. Die Bauern wandelten die ihnen im Zuge der Separation zugeteilten und völlig ausgeplünderten Waldflächen zumeist in Wiesen um. Die beim Staat verbliebenen Waldflächen wurden wieder planmäßig „in Kultur“ gebracht und mit der Erle aufgeforstet. Bis in die 1990er Jahre wurden diese Bestände im „schlagweisen Hochwaldbetrieb“ bewirtschaftet und zumeist auf Rabatten gepflanzt, die sehr mühsam begründet werden mussten. Die Wuchsleistung dieser Bestände, welche den Spreewald bis heute prägen, war gewaltig. Bereits nach 80 Jahren erreichen die Bäume mit ihrem gefragten Holz Höhen von mehr als 30 Meter und Vorräte (Holzmaße) von mehr als 500 Kubikmeter je Hektar. Der durchschnittliche Vorrat der Wälder in Brandenburg beträgt 296 Kubikmeter je Hektar.