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Baum des Jahres 2026 - Die Zitterpappel: Wichtig für die Walderneuerung nach Bränden und Lebensraum vieler Tiere

- Erschienen am 12.11.2025

Die Zitterpappel wurde von der „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ zum Baum des Jahres 2026 gekürt. In Brandenburg ist sie, die auch Espe oder Aspe genannt wird, die am häufigsten auftretende Pappelart. Als Pionierbaumart nimmt sie für Brandenburg als Bundesland mit dem meisten Waldbränden eine besondere Bedeutung ein.

Die Zitterpappel wächst in Brandenburg auf insgesamt rund 2.500 Hektar über alle Landkreise relativ gleichmäßig verteilt – mit einem Schwerpunkt im Privatwald (etwa 1.650 Hektar). Sie findet sich als Einzelbaum oder in kleinen Gruppen entlang von Wegen, Waldlichtungen und Waldrändern sowie in der freien Landschaft.

Als absolute Pionierbaumart steht die Zitterpappel wie kaum eine andere Baumart für Erneuerung: Sie ist in der natürlichen Sukzession – also der natürlichen Wiederbewaldung nach Schadensereignissen wie Waldbrand, Sturm oder Kahlfraß durch Insekten – häufig der wichtigste Erstbesiedler. Die intensive Besiedlungsdynamik der Zitterpappel ist das Ergebnis ihrer frühen und hohen Samenproduktion, die ab einem Alter von etwa 8 Jahren erfolgt, sowie einer effektiven Fernverbreitung der extrem kleinen und leichten Samen durch den Wind. Durch die rasche Besiedlung von vegetationsfreien oder vegetationsfrei gewordenen Flächen stellt sie zügig wieder ein Waldinnenklima und verlorengegangene Waldfunktionen her. Als schützende und bodenverbessernde Vorwaldbaumart erleichtert sie nachfolgenden Baumarten die erfolgreiche Etablierung auf Störungsflächen. Durch die im Zuge der Klimaveränderungen zunehmende Störungsintensität und -frequenz ist das von besonderer Bedeutung. Deshalb wird die Zitterpappel zunehmend in waldbauliche Überlegungen bei der Entwicklung klimaplastischer Wälder einbezogen.

Theoretisch würden sich alle 4 bis 5 Jahre Samenernten bei ihr lohnen, um Saatgut für die Wiederbewaldung von Störungsflächen zu gewinnen. Allerdings gibt es in Deutschland keine zugelassenen Erntebestände und nur sehr wenige überalterte Samenplantagen, so dass kaum Vermehrungsgut für die Zitterpappel verfügbar ist. In Brandenburg gibt es aktuell 8 Generhaltungsbestände der Zitterpappel mit insgesamt 18,8 Hektar – davon ein Bestand außerhalb des Landeswalds.

Die Zitterpappel hat zudem recht geringe Standortansprüche und ist relativ trockenheitstolerant. Am besten wächst sie jedoch auf frischen bis feuchten, humushaltigen, nährstoff- und basenreichen lockeren Sand-, Lehm- und Lößböden. Typisch sind außerdem ein sehr hohes Lichtbedürfnis, eine besondere Wüchsigkeit in der Jugendphase und das vergleichsweise geringe Durchschnittsalter.

Die Zitterpappel hat zudem eine beachtliche ökologische Bedeutung für die Tierwelt, unter anderem als wichtiger Lebensraum für eine große Anzahl an Insekten, Nahrungspflanze für viele in Mitteleuropa heimischen Schmetterlingsarten, wie die gefährdeten Tagfalter (darunter der Große Eisvogel, der Kleine Fuchs und der Kleine Schillerfalter), sowie als „Wohnsitz“ für Spechte, die ihre Höhlen häufig in den weichen Stämmen hauen sowie für deren „Nachmieter“.

Als Nahrungspflanze und Lebensraum für Insekten sind vor allem die noch strauchförmigen Jungbäume entlang von Wegen und an Waldrändern für eine dauerhafte Sicherung der wichtigen ökologischen Funktionen der Baumart von Bedeutung und sollten daher nicht gerodet werden.

Die Verwendung des Holzes der Zitterpappel erfolgt besonders als leichte Sperrholzplatten, Tischtennisschläger, Zahnstocher, Prothesen und Streichhölzer sowie beim Saunabau und vielen anderen Produkten. Als sogenanntes Thermoholz findet ihr Holz Verwendung in der Herstellung von Dielenböden. Es wird ferner zu Papier verarbeitet und als Biomasse für die Energieproduktion genutzt. Da sich das Holz leicht bearbeiten lässt und über eine glatte, gleichmäßige Oberfläche verfügt, ist es für Anwendungen im Innenbereich beliebt.

Auch medizinische Anwendungen durch die Zitterpappel sind bekannt. Sie enthält Verbindungen von Salicylsäure und soll deshalb schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Hierfür verwendet man die Rinde, die Laubblätter und die Triebspitzen.